300 - Frank Miller

Bei Frank Millers 300 haben wir es sicherlich mit einem sehr zwiespältigen Material zu tun. Miller ist dabei in seinem Mini Schlachtenepos keinesfalls an der Darstellung einer historischen Realität interessiert als viel mehr am Moment des Augenblicks. An Farbe, an Gefühl, Liebe, Schmerz und bedingungsloser Heimatliebe.
Im Gegensatz zur späteren Verfilmung haben seine Figurenentwürfe nichts schönes, sind vielmehr roh und teilweise abstoßend und doch gelingt es einem nicht wegzusehen, der Leser wird zu Voyeur, dem es nicht möglich ist wegzusehen. Durch den Kunstgriff eines in das Geschehen eingebundenen Erzählers, gelingt dies dann auch bis zur Perfektion. Der Leser kann ins Geschehen eintauchen, mitfiebern, ohne sich die teils martialische Lebenswelt zu eigen machen zu müssen. Aberglaube, Sex, Perversionen aller Art, Korruption und abartiges Machtstreben ist wie durch die Distanz eines sicheren Fernrohrs in die Vergangenheit beobachtbar und im ungewöhnlichen Querformat mehr als erlebbar.


Ein doppelbödiges Werk, dass den Leser fordert. Vielleicht fällt das erst beim zweiten oder dritten lesen auf doch es zwingt uns definitiv zur beschäftigung mit uns selbst. Was wäre ich bereit zu tun, wieviel Lüben wäre ich bereit zu erzählen, wieviel Stolz hätte ich, wen wäre ich bereit zu lieben nur um ein Ziel zu erreichen?
Fazit: Ein Comic, der definitiv nicht durch Text, sondern vielmehr durch sprechende Bilder zu überzeugen weiß -  von einem echten Meister der Kunst. Hut ab!

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