Enki Bilal - Die Nikopol Trilogie

Danke Carlsen Verlag. Ihr habt mich gerettet und mir wieder ein reines Gewissen verschafft. Meine Leidenschaft für Comics war ja lange erloschen, da sah ich eines Abends im guten alten TV den Film "Immortal – New York 2095: Die Rückkehr der Götter (Immortel (ad vitam)". Man eigentlich wollte ich sofort umschalten, doch es ging nicht, so sehr schlug mich dieses abstruse Machwerk in seinen Bann. ...und dann noch der fantastische Song von Venus "Beautyful Day´s" in der Schlusssequenz... ahh ich schweife ab.
Jedenfalls wollte ich unbedingt wissen, wer dieses Werk geschaffen hat und so stieß ich bei meinen Recherchen auf diesen großen Künstler: Enki Bilal.
Sofort war mir klar, dass ich den, dem Film vorangegangenen Comic besitzen musste, doch ich wurde herb enttäuscht, da am Markt keine einzige deutsche Ausgabe mehr zu finden war.
Also lud ich mir über gewisse dunkle Kanäle ein englischsprachiges PDF herunter und ließ zumindest das schön einbinden und hütete dies fortan als seltenen Schatz... Bis zum 30. Oktober 2018 als endlich eine neue deutsche Gesamtausgabe vom Carlsen Verlag veröffentlicht wurde und das für lächerliche € 40,00.
...das Album von Venus...
Abgesehen von der wahnsinnigen Story, sind die gewaltigen Bilder Bilal´s einfach unverwechselbar. Erinnert uns der erste Teil der Trilogie noch rudimentär an Arzach von Moebius, so wird der Zeichenstil in Teil zwei und drei immer großformatiger, pastelliger, gröber und verwaschener. Man merkt einfach, hier ist ein großer Künstler am Werk, der weniger durch die Texte als durch seine Bilder den Leser zu bannen vermag. Jeder Strich, jede Farbe ist eine Aussage!
Dies ist bei weitem nichts für jedermann, wobei es meiner Meinung nach, noch Bilals eingängigstes und "kommerziellstes" Werk darstellt. Doch ich bin von seiner Kunst absolut geflasht und kann es nur jedem ans Herz legen, der in Punkto Comic mal andere Wege beschreiten will.

Carsten

Die Geschäfte der Unsterblichen (La Foire aux immortels, 1980)

Die Handlung beginnt in Paris im März des Jahres 2023. Nach zwei Atomkriegen ist Paris unter Führung des Präsidenten Hans-Ferdinand Weisskohl ein faschistischer Stadtstaat geworden, der aus zwei Bezirken besteht: Der eine Bezirk bleibt der privilegierten Klasse vorbehalten, während in dem anderen Bezirk, wo die Mutanten leben, Gesetzlosigkeit und Chaos herrschen. Frauen stellen eine Bevölkerungsminderheit dar und dienen als Gebärmaschinen. In dieser Situation erscheint über Paris ein pyramidenförmiges Raumschiff mit ägyptischen Göttern, das aufgrund Treibstoffmangels nicht mehr weiterfahren kann. Zeitgleich wird eine Raumkapsel, in der sich der wegen Desertion zu zwanzig Jahren Kälteschlaf verurteilte und dann aufgrund der Kriege vergessene Alexander Nikopol (fr. Alcide Nikopol) seit 1993 befindet, als unidentifizierbares Flugobjekt über Paris abgeschossen.


Die Frau in der Zukunft (La Femme piège, 1986)

Knapp zwei Jahre später befindet sich Alexander Nikopol immer noch in einer psychiatrischen Anstalt. Zeitgleich versucht in London die Reporterin Jill Bioskop, mit einem Gerät zur drahtlosen Übertragung von Dateien, einem Script-Walker, ihre Reportage zu übermitteln, als sie von ihrem ehemaligen Geliebten John angerufen wird, der sie auf eine Artikelserie aus dem Jahr 1993 in der französischen Zeitung Libération aufmerksam machen will. Bevor Jill jedoch Einzelheiten erfahren kann, wird er vermeintlich durch eine Bombenexplosion getötet. Jill flieht nach Berlin und tötet dabei zwei Reporter, die dafür, dass sie Jill geholfen haben, erotische Gegenleistungen einfordern. In Berlin lernt sie einen Mann kennen, dessen Körper sich der aus der Gefangenschaft entflohene Horus als zwischenzeitlichen Wirt ausgesucht hat und der dadurch getötet wird.


Äquatorkälte (Froid Équateur, 1992)

Gut neun Jahre später haben sich Nikopol Senior und Jill Bioskop voneinander getrennt. Nikopol Junior, der seine politische Karriere aufgegeben hat und auf der Suche nach Hinweisen auf seinen Vater ist, trifft auf der Zugfahrt von Kairo nach Äquator City die geheimnisvolle Jelena Prokosh-Tootobi, die seine Geliebte wird. Im Zug treffen sie auf den Schachboxer John-Elvis Johnelvisson, der in Äquator City um die Weltmeisterschaft kämpfen will. An ihrem Ziel angekommen, müssen Nikopol Junior und Jelena sich trennen, da er eine Quarantänestation aufzusuchen hat. Nikopol Senior kämpft unter einem Pseudonym gegen John-Elvis Johnelvisson um die Weltmeisterschaft im Schachboxen, während sein Sohn als potentieller Virenträger das gleiche Schicksal wie sein Vater erleidet: Er wird in den Weltraum verbannt. Bevor Horus, der mittels seiner göttlichen Fähigkeiten Nikopol zum Sieg verholfen hat, mit Anubis in die Götterwelt zurückkehrt, löscht er das Gedächtnis von Nikopol Senior, der die Rolle seines Sohnes an der Seite von Jelena einnimmt, die den Unterschied nicht merkt.



Produktinformation

Gebundene Ausgabe: 184 Seiten
Verlag: Carlsen; Auflage: 1. (30. Oktober 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3551738785
ISBN-13: 978-3551738783
Größe und/oder Gewicht: 24 x 1,9 x 32 cm
Preis: € 40,00

Der Autor:

Enki Bilal, geboren 1951 in Belgrad, lebt als Künstler und Filmemacher in Paris und gehört zu den renommiertesten Comiczeichnen Frankreichs. Er veröffentlicht seit den frühen 1970er-Jahren Comics, u. a. mit Pierre Christin, meist engagierte Politthriller und Dystopien. Sein Werk wurde vielfach prämiert, etwa mit dem großen Preis von Angoulême 1987.
Ende der Achtzigerjahre geht er auch ins Filmgeschäft, dreht "Bunker Palace Hotel" mit Jean-Louis Trintignant, "Tykho Monn" mit Julie Delphi, Michel Piccoli u.a. und "Immortal - New York 2095: Die Rückkehr der Götter".

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